Katholische Kindertageseinrichtungen Hochsauerland-Waldeck gGmbh
Kath. Kindergarten Liebfrauen Hamm
Headerimage Hellweg
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Pädagogische Arbeit mit Kindern unter 3 Jahren

Präambel

Mit der folgenden Handreichung möchten wir allen Interessierten einen Einblick in unsere Arbeit geben und unsere Überlegungen bezüglich Planung und Durchführung von qualifizierten Angeboten im U3 Bereich darstellen.
Für die Aufnahme der jüngeren Kinder in unserer Tageseinrichtung sind die fachlichen Erfordernisse mit dem Angebot verknüpft. Die rechtlichen Aspekte wurden beachtet und finanzielle Ressourcen stehen zur Verfügung. Die räumlichen Rahmenbedingungen sind durch den Neubau der Einrichtung auf den neusten Stand gebracht worden. Um den politischen und sozialen Ansprüchen gerecht zu werden, haben wir durch den Neubau unserer Tageseinrichtung die idealen Rahmenbedingungen für die Aufnahme von Kindern unter drei Jahren geschaffen, gegebenenfalls auch für eine spätere Umstrukturierung auf U2 – Betreuung.
Wie die Sozialraumanalyse der Stadt Hamm ergeben hat, ist der Bedarf im südlichen Stadtteil nicht gedeckt. Mit unserer Einrichtung tragen wir ab August 2017 dazu bei, die Betreuung von Kindern unter drei Jahren zu gewährleisten.
Durch die Trägerschaft Kath. Kindertageseinrichtungen Hellweg gem. GmbH und die nahe Anbindung an die Liebfrauengemeinde sehen wir unseren pastoralen Auftrag darin, die Familie frühzeitig in unsere religionspädagogische Arbeit einzubeziehen, ihnen einen Einblick in unseren Glauben zu geben und sie teilhaben zulassen..

Betreuungsplätze U3
Seit August 2017 bieten wir in unserer Einrichtung 12 Plätze für Kinder ab zwei Jahren an. Diese Kinder werden in zwei Gruppen mit jeweils 6 Kindern unter drei Jahren und 14 Kinder über drei Jahren betreut = 20 Kinder in einer Gruppe.

Pädagogische Ansätze und Zielsetzung
Von Geburt an tritt der Mensch mit anderen Menschen in Kontakt. Dieser Impuls ist uns angeboren, um Verbindung untereinander aufzunehmen. Schon ein Säugling kann sehr früh zwischen verschiedenen Personen differenzieren und sucht sich Bezugspersonen und zeigt Bindungsverhalten.

Bindungsverhalten
Das Kind bevorzugt von Anfang an den Kontakt zu sogenannten Bindungspersonen: Dabei kann es sich um Eltern, Großeltern, Tagesmütter und Erzieherinnen handeln. Kommt das Kind sehr jung in die Einrichtung und wir übernehmen die Rolle der Bezugsperson, kommt uns eine besondere Bedeutung zu. Zur Bewältigung von Stresssituationen ist der Kontakt zu einer Bezugsperson sehr wichtig für eine positive Entwicklung. Um gesundheitliche Beeinträchtigungen des Kindes und Entwicklungsbeeinträchtigungen zu vermeiden, ist eine gefestigte Bindung zur Mutter / Vater und der Erzieherin von großer Bedeutung. Nur so kann eine positive Eingewöhnung gelingen. Wir arbeiten in der Eingewöhnungsphase nach dem „Berliner Eingewöhnungsmodell“. Siehe Punkt Eingewöhnung.

Aspekte der sozialen Entwicklung
Um ein ganzheitliches Bild von der sozialen Entwicklung eines Kindes zu bekommen, stellen wir die ersten drei Lebensjahre in Kürze vor:

Das 1. Lebensjahr
Im ersten Lebensjahr lernt das Kind seine Bezugsperson durch unterschiedliche Sinneserfahrungen kennen. Das Gefühl der Sicherheit entwickelt sich in dieser Altersstufe durch einfühlsame und zuverlässige Versorgung des Kindes. Der körperliche Kontakt spielt hierbei eine sehr große Rolle. Die Kontinuität der erzieherischen Betreuung ist ebenso bedeutsam.

Das 2. Lebensjahr
Im zweiten Lebensjahr vergrößert sich der Aktionsradius des Kindes. Eine sichere Bindung ist die Voraussetzung dafür, dass das Kind seine Umwelt angstfrei erkunden und zeitweilige Trennung erlernen kann. Bei dem Kind entsteht ein wachsendes Bedürfnis nach Selbstbestimmung. Im zweiten Lebensjahr entwickelt sich die Identität und Ausdrucksfähigkeit des Kindes. Es bildet sich das Interesse an der Kontaktaufnahme zu den Erwachsenen und Gleichaltrigen aus. Das Kind beginnt, nun Gefühle anderer wahrzunehmen und macht eigene Empathieerfahrungen.

Das 3. Lebensjahr
Im dritten Lebensjahr zeigt das Kind ein verstärktes Bestreben nach Selbstbestimmung. Im 2. – 3. Lebensjahr tritt die Trotzphase auf. Das Einfühlungsvermögen entwickelt sich weiter. Dafür benötigt das Kind eine differenzierte Erkenntnisfähigkeit und eine starke gedankliche Leistung. Kinder bis zum dritten Lebensjahr binden sich nur an wenige Personen.

Umsetzung in der Praxis:

  • Kontinuierliche Präsenz
  • Qualifiziertes Personal für entwicklungspsychologische Themen
  • Einfühlungsvermögen, eine liebevolle Zuwendung und Geduld dem Kind gegenüber
  • Unterstützung zur individuellen Selbstständigkeit
  • Förderung in allen Bildungsbereichen
  • Liebevolle Unterstützung während der Trotzphase
  • Ausgewogenes Maß an Ruhe und Anregungen im Tagesablauf
  • Kollegiale Beratung

Spielverhalten
Das Spielverhalten des Kindes steht in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Entwicklung. Kinder unter drei Jahren spielen häufig alleine oder nebeneinander her. In den altersgemischten Gruppen lernen die jüngeren Kinder durch Nachahmung und durch das Spiel mit Älteren.

Umsetzung in der Praxis:

  • Erzieherin als Spielpartner für die Kinder
  • Bedürfnisgerechtes Spielzeug und Raumgestaltung (vertraute Räume, großräumige Gestaltung, Bewegungsflächen für Einzelspiele).
  • Förderung der Selbstständigkeit.
  • Bedürfnisorientierter Tagesablauf (klare Zeitstrukturen, Rituale)
  • Minimierung der Gefahrenquellen

Raumnutzungskonzept
In unserer Kindertageseinrichtung befinden sich Räume, in denen Kinder unterschiedlicher Altersstufen betreut werden. Das Raumangebot umfasst 3 Gruppenräume mit jeweils einem Differenzierungsraum und Nebenraum. Jeder Gruppenraum verfügt über einen Waschraum mit einem separaten Pflegebereich. Ein zusätzlicher Schlafraum ist vorhanden.
Möglichkeiten für Bewegungsangebote bieten uns der Turnraum und das Außengelände.
Wir bieten in den altersgemischten Gruppen ein differenziertes Raumangebot und eine entsprechende Raumgestaltung an. Neben ausreichenden Bewegungs- und Kreativbereichen finden jüngere Kinder Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten. Spielmaterialien sind nach individuellem Entwicklungsstand der Kinder vorhanden. In jeder Gruppe befinden sich Podeste verschiedener Höhen. In den altersgemischten Gruppen ist ausreichend Raum für Bewegung aller Art. Alltags- und Sinnesmaterialien stehen zur Verfügung. Die Kinder können in den jeweiligen Nebenräumen Rückzugsmöglichkeiten nutzen.

Personalstruktur
Die U3 Pädagogik erfordert von dem eingesetzten Personal verstärkt Belastbarkeit, Einfühlungsvermögen, Dialogfähigkeit, Wahrnehmungsfähigkeit, Rollenklarheit und Dienstplangestaltung. Eine stetige Qualifizierung der Mitarbeiter ist Voraussetzung, ebenso wie der Kontakt zu Beratungs- und Frühförderstellen.

Bildungsbereiche
Für die U3 Kinder gelten ebenso die Bildungsbereiche wie im Punkt: Grundsätze der Bildung und Förderung beschrieben.
Die Angebote, der Zugang zu diesen wird auf die Altersstruktur heruntergebrochen. Vorrangig wichtig ist die Erzieherin als Bezugsperson. Verlässlich, kontinuierlich steht sie dem U3 Kind zur Seite. Sie muss lenkend, erklärend, motivierend mitspielen. Sie ist Vorbild, Helfer, Motor für die Kinder, die in diesem Alter noch nicht gemeinsam spielen. Sie spielen zwar mit dem gleichen Spielzeug am gleichen Ort, jedoch parallel und noch nicht im Kontakt miteinander. Hierzu benötigen Sie den Erzieher, der sie versteht. Hinzu kommt eine Raumausstattung und Spielmaterialien die auf das Alter abgestimmt sind. So erfährt das U3 Kind optimale Sicherheit, aus der heraus es seine Ich-Kompetenz entwickelt und daraus resultierend Schritt für Schritt den Aktionsradius erweitert, um ein mehr an Angeboten und Leistungen erfahren zu können und auch Sozialkompetenzen entwickelt.
Kinder leben, erfahren, lernen mit allen Sinnen. Sich dieses zu verdeutlichen ist gerade in Bezug auf Sprache, Sprachentwicklung sehr wichtig. Da das gesprochene Wort allein noch nicht verständlich ist, muss sowohl das Kind als auch der Erzieher mit allen Sinnen kommunizieren. Die Sprachförderung findet auch in dieser Altersstruktur nach der alltagsintegrierten Sprachförderung statt und die Sprachentwicklung wird nach BASIK überprüft. Siehe Punkt 7 Sprachförderung. Zu dem Bildungsbereich Körper, Gesundheit und Ernährung zählen wir auch die Bereiche Wickeln, Essen und Schlafen. Das Wickeln bedarf einer ganz besonderen Sensibilität, handelt es sich hier doch um einen sehr intimen, emotionalen, einfühlsamen Prozess. Vom Wickeln bis zum Toilettengang wird das Kind pädagogisch begleitet und positiv in der Sauberkeitserziehung unterstützt. Auch beim Essen mit den Kindern ist ein einfühlsames Vorgehen erforderlich. Die Essenszeiten, das eventuelle Füttern, die Speise wird der Altersstufe angepasst. Die Mahlzeiten werden früher eingenommen und genügend Personal zum möglichen Füttern ist eingeplant. Die Schlafenszeit wird auf das Schlafbedürfnis des Kindes ausgerichtet, auf Schlafrituale und Schlafgewohnheiten gehen wir ein. Eine vertraute Bezugsperson und einfühlsames Vorgehen ist selbstverständlich.

Bildungsdokumentation
Die Bildungsdokumentation, d. h. die Entwicklung des Kindes wird bei dem U3 Kind ebenfalls nach dem Leuvener Modell und den Alltagsbezogenen Merkmalen festgehalten. Regelmäßiger Austausch mit den Erziehungsberechtigten über den Stand und die Entwicklung findet statt.

Zusammenarbeit mit Eltern / Erziehungspartnerschaft/ Eingewöhnung
Der Schritt vom Elternhaus in den Kindergarten ist stets ein einschneidendes Ereignis. Die Trennung von den Eltern stellt alle Beteiligten vor eine große Herausforderung und bedarf einer besonderen Sensibilität. Der Eingewöhnungsprozess vollzieht sich über eine längere Distanz, wobei das Tempo individuell von dem Kind vorgegeben wird. Die erste Voraussetzung für ein gutes Gelingen ist die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und Erziehern, eine gute Erziehungspartnerschaft. Hierzu finden im Vorfeld der Aufnahme Elterngespräche, Schnuppertage, eventuell Hausbesuche statt. Das Gegenseitige Kennenlernen steht dabei im Vordergrund. Ziel ist es Wichtiges über das Kind und seine Familie zu erfahren, ein erstes Bekanntsein herzustellen. Zur Gewährleistung einer behutsamen Eingewöhnung haben wir uns für das Berliner Eingewöhnungsmodell entschieden. Demnach kann die Eingewöhnungszeit und die dazu erforderliche Anwesenheit der Eltern je nach Kind zwischen 6 oder 14 Tagen liegen (im Extremfall auch länger), eben so lange wie das Kind benötigt, um sich ohne Angst von den Eltern zu trennen. 
Nach ca. 10 Wochen findet ein Elterngespräch über die Eingewöhnung statt.